Brauer werden erfinderisch
Josef Auer Inhaber des Auer Weißbräu und Mitglied des CSU-Ortsvorstands ist eine Institution in Sachen Bier-Kultur in Burghausen.
Aus dem Burghauser Anzeiger vom 14. März 2017
Fastenzeit ist Starkbierzeit, heißt es in Burghausen kaum mehr – Das ruft die Schnapsbrenner auf den Plan
Burghausen. Der Starkbier-Anstich gehört seit über 200 Jahren zur Fastenzeit. 1629 brauten die Paulaner-Mönche in München das erste Fastenbier, um die strengen Regeln des Fastens zu umgehen. Auch heute noch gibt es vielerorts Starkbieranstiche und dazu politische Kundgebungen. Die höherprozentigen Mischungen werden in Burghausen allerdings immer weniger nachgefragt. „Die klassischen Bockzeiten sind vorbei“, sagt Thomas Dummer, Braumeister in der Burghauser Brauwerkstatt. Auch Josef Auer, Inhaber des Weißbier Auer, erkennt einen Rückgang. Früher hätten die 5000 Liter seines Kobler-Weißbierbocks, den es traditionell zur Weihnachtszeit gibt, bis zum 24. Dezember gereicht. Heute gibt es noch an Ostern einige Flaschen.
„Die Leute schauen mehr auf die Promille beim Autofahren“, sagt er. Seine Mutter, Theresa Auer wirft ein: „Früher haben sie es hier getrunken, mittlerweile nehmen sich viele die Kästen mit nach Hause.“
Thomas Dummer hat noch eine andere Erklärung für den Rückgang. „Die Leute suchen etwas Spezielleres.“ Der Trend würde, so Dummer, zu den Craft-Bieren gehen – handwerklich erzeugten Qualitätsbieren. Viele wollten wissen, wo die Zutaten herkommen.
Darum lässt Dummer sein Christophorus Starkbier, einen Weißbierbock, nun auslaufen. Für den Sommer kommt ein leichtes Weißbier ins Sortiment. Erst zum Winter soll eine neue Charge Christophorus-Starkbier geben.
Doch was tun mit dem überschüssigen Bier? Das Brennstüberl Geistreich aus den Grüben hatte da kurz nach seiner Gründung 2013 eine Idee. Horst Karaosmangil und Jochen Kuntz, die zwei Schnapsbrenner aus den Grüben, wollten sich an Bierbränden ausprobieren und fragten zuerst bei Josef Auer an. Er gibt Teile seines Weißbierbocks seitdem an die Schnapsbrennerei. Den Rest verarbeitet er zu Likör. Auer betont aber, dass das nur wenige Flaschen im Jahr seien. Später machte auch die Brauwerkstatt mit. Für die zwei Geistreichen entwickelte die Brauwerkstatt sogar ein eigenes Starkbier, ein untergäriges Dunkelbier. Das kam vor gut einem Jahr auf den Markt, eignet sich wegen seines hohen Malzgehalts gut zum Schnapsbrennen und erinnerte Dummer wegen seiner dunklen Farbe, dem vollen Geschmack und dem hohen Alkoholgehalt von neun Prozent an den Teufel. Es heißt auch Sparifankerl.
So kommt es, dass im Verkaufsraum der Schnapsbrennerei Geistreich mittlerweile vier Bierbrände stehen. Drei von der Brauwerkstatt, eines vom Weißbier Auer. „Bierbrände sind einfacher zu machen, als Obstbrände“, sagt Horst Karaosmangil. Man müsse sie nur brennen und nicht erst groß verarbeiten. Dass das in den Grüben gelingt, zeigen zahlreiche Preise, die die Schnapsbrenner schon mit ihren Bierbränden gewonnen haben.
Wie man ein Bockbier herstellt, das weiß Braumeister Thomas Dummer ganz genau. Mehr Malz und eine längere Lagerzeit machen das Bier stärker. Sein Christophorus-Doppelbock hat 8,5 Prozent Alkohol, der Sparifankerl-Doppelbock 9 Prozent.
Josef Auer lässt sein Bier, einen dunklen Weizenbock mit sechs Prozent Alkoholgehalt in Regen brauen. Etwa Mitte der 70er Jahre haben die Auers ihren Weihnachtsbock eingeführt. „Wir wollten was Neues ausprobieren“, sagt Auer. Ein Starkbier für die Fastenzeit war allerdings nie ein Thema, denn für die klassischen Fastenbiere würde sich Weißbier nicht so gut eignen.
Starkbier in RaitenhaslachIn den 1950er Jahren, nachdem die Brauerei nach den Kriegswirren, den Betrieb wieder aufgenommen hatte, entschied man sich auch in Raitenhaslach, ein Starkbier einzuführen. Wie das genau ablief, weiß noch der damalige Brauer und Raitenhaslacher Fritz Pfingstl.
Ein Prälatenbock − der Name ist angelehnt an das Kloster – war ein heller Bock. „Wir haben ihn auf Weihnachten hin gemacht“, sagt Fritz Pfingstl. Bis alles verkauft war, zog es sich aber mindestens bis Ostern hin. Und das war auch das Problem, weshalb der Bock immer wieder eingestellt wurde und ab Mitte der 80er Jahre dann vollständig aus dem Sortiment verschwand. „Starkbiere waren in den 80er Jahren nicht mehr sehr gefragt“, sagt Pfingstl. Damals habe man beim Autofahren stärker auf den Pegel geachtet, und da war das hochprozentige Bier schnell aus dem Rennen. Es wurde weniger verkauft, die Flaschen lagerten länger und der Bock schmeckte nicht mehr so gut.
Als die Wirtsfamilie Mitterer das Raitenhaslacher Bier im April 2014 wiederbelebte, stand ein neues Starkbier gar nicht zur Diskussion, erklärt Christine Christ. Da die Familie beim Hofbräuhaus Traunstein brauen lässt, muss sie von jeder Sorte, die sie dort produzieren lässt, ein Kontingent von 120 Hektoliter abnehmen. So viel Starkbier könne nicht verkauft werden.
- CSU Burghausen