Servus Gerhard
Mit 68 Jahren ist Seniorenreferent und Ptuj-Botschafter Gerhard Hübner gestorben
Burghausen. Sein letzter öffentlicher Auftritt liegt gut fünf Wochen zurück. Bei der Verabschiedung der ehemaligen Stadträte ging Gerhard Hübner von Tisch zu Tisch, sprach mit politischen Weggefährten über gemeinsam Erlebtes. So hoffnungsvoll er sich dabei auch gab, so sehr machte sich im Stadtsaal doch das Gefühl einer Abschiedsrunde breit – einer ganz bewussten. Am Sonntag nun ist die Vorahnung traurige Wahrheit geworden. Mit 68 Jahren ist Gerhard Hübner seinem Krebsleiden erlegen.
Ein monatelanger Kampf gegen die Krankheit lag da bereits hinter ihm. Ein leidvoller Kampf – und doch auch ein sehr offener Umgang damit. Wer ihn nach seiner Gesundheit fragte, dem erzählte Hübner bereitwillig, wie der Tumor ihn mitnahm, welche Einschränkungen er mit sich brachte. Lieber sollten die Leute es von ihm erfahren, als über die Gerüchteküche, so sein Ansatz.
Zuletzt hat der Krebs ihn noch eines innigen Abschiedswunsches beraubt: In wenigen Tagen wollte Gerhard Hübner mit der Familie ein letztes Mal sein geliebtes Ptuj besuchen – nachdem ihn Corona im Juni schon gezwungen hatte, die für Herbst geplante große Fahrt in die Partnerstadt abzusagen.
Der Name Ptuj und die engen Beziehungen zu den slowenischen Freunden sind untrennbar mit Gerhard Hübner verbunden. Das 2004 von ihm übernommene Amt des Partnerschaftsreferenten für Ptuj war das eine, das offizielle. Das andere, viel entscheidendere war die Art und Weise, wie Hübner die Freundschaft lebte: offen, auf alle Seiten zugehend, mit vollem Engagement. „Er hat sich unheimlich stark eingebracht, konnte sehr gut mit den Leuten“, sagt Vorsitzender Bartl Lehrhuber vom Partnerschaftsverein, der sich daran erinnert, wie er Hübner mal sagte, dass dieser in Ptuj mehr Leute kenne als er in Burghausen.
Ähnlich erinnert sich Norbert Stranzinger an die gemeinsamen Fahrten nach Slowenien. „Wenn der Gerhard durch Ptuj ging, konnte man meinen, er wäre dort Bürgermeister, so bekannt war er“, erzählt der 2. Bürgermeister, der 2002 mit Hübner für die CSU in den Burghauser Stadtrat einzog und der ihn dort als einen erlebte, „der mit jedem reden konnte, gleich welcher Couleur“, der „immer da war und sich nie abspatzte“.
Groß ist die Trauer über den Tod Hübners in Slowenien. Von einem „großartigen Mann, der unsere Stadt wirklich geliebt hat“, spricht der frühere Bürgermeister Stefan Celan. Er hat Hübner 2010 das Stadtsiegel überreicht, 2017 folgte eine ganz besondere Auszeichnung: Hübner wurde zum 1. Botschafter für Ptuj ernannt.
Mit derselben Begeisterung, mit der sich der 68-Jährige für die Städtepartnerschaft einsetzte, widmete er sich lange einer weiteren Leidenschaft: der Fotografie. Keine Jazzwoche ohne den Mann, der mit schwarzer Weste, Baskenmütze und der Nikon in Händen seelenruhig vor der Bühne stand und die Größen der Szene ablichtete. Nicht minder ruhig blieb er in seinem Job als Werksfotograf bei Wacker, auch wenn es dort mal stressiger wurde. Chefitäten und deren Wünsche hin oder her – abgedrückt wurde erst, wenn Hübner seine Ansprüche an Licht und Gestaltung als erfüllt ansah.
Zur Fotografie war der 1952 in Burghausen Geborene im Anschluss an die Knabenrealschule Altötting gekommen. Im Fotostudio Strauß lernte er das Handwerk von der Pike auf, 1976 wechselte er zu Wacker – und widmete der Fotografie auch einen Gutteil seiner Freizeit. Drei Jahrzehnte lang holte Hübner regelmäßig im Auftrag des Deutschen Fotografie-Verbands Jugendliche aus aller Herren Länder ins Mautnerschloss, um sie in der Fotografie weiterzubringen.
Noch an anderer Stelle war das Lehren Antrieb für ihn: beim Schwimmen. In den Sechzigern und Siebzigern noch selbst aktiver und erfolgreicher Leistungsschwimmer wechselte er später in die Rolle des Trainers – für den Amateurbereich. So lange es die Gesundheit zuließ, betreute er die Anfänger.
Wie diesen hielt er auch den Senioren die Treue. Hunderte Gratulationstermine hat er seit seiner Bestellung zum Seniorenreferenten im Jahr 2006 absolviert – runde Geburtstage, Ehejubiläen. Noch vom Krankenbett aus ließ er es sich nicht nehmen, zumindest telefonisch zu gratulieren. „Er war unheimlich engagiert, ein hervorragender Botschafter der Stadt“, lobt Altbürgermeister Hans Steindl, welcher an den gemeinsamen Besuchen die „sehr wohltuende Atmosphäre“ schätzte, die Hübner im Gespräch mit den Jubilaren gelungen sei.
Als Seniorenreferent hätte Hübner schon noch gerne weitergemacht. Dem Krebsleiden zum Trotz übernahm er das Referat im Mai ein weiteres Mal. Jetzt aber, vier Monate später, habe er vorgehabt, sich aus dem Stadtrat zurückzuziehen, sagt seine Frau Elisabeth.
Sie ist es, auf die Gerhard Hübner stets zählen konnte. Sei es in der Politik, die Elisabeth Hübner, geborene Harrer, durch ihren Vater, den früheren Bürgermeister und MdL Fritz Harrer, von Kindesbeinen auf kannte, oder auch in Sachen Städtepartnerschaft. Sie sei seine „rechte Hand“, sagte Hübner vor wenigen Jahren in Zusammenhang mit dem Ptuj-Engagement über seine Frau, mit der er jetzt wenige Tage vor dem 44. Hochzeitstag stand.
Bei der Beerdigung am morgigen Donnerstag, 10. September, heißt es auch für Elisabeth Hübner Abschied zu nehmen, so wie für die Söhne Matthias und Christoph, Tochter Bernadette und die weitere Familie. Der Trauergottesdienst findet um 14 Uhr in der Kirche St. Konrad statt, wo Gerhard Hübner sich in der Kirchenverwaltung eingebracht hat. Einen letzten Wunsch immerhin wird der Krebs ihm dort nicht streitig machen können: ein Trauerzug mit New-Orleans-Jazz, ein Abschied der etwas anderen, der besonderen Art. So wie er selbst eben auch war. − ckl
- Burghauser Anzeiger