Der Bluthänfling könnte Mehring vor der Umfahrung retten

Bericht und Bilder zum Starkbierfest der CSU-Ortsverbände Mehring, Emmerting und Burghausen


Durch den unterhaltsamen Abend führten die CSU-Ortsvorsitzenden aus Burghausen, Emmerting und Mehring Bernhard Harrer,Gisela Kriegl und Christian Estermaier – mit Anton Maier alias Bruder Barnabas (Fotos: Gerhard Hübner)

Aus dem Burghauser Anzeiger vom 14. März 2017


Skurril-zünftige Ideen vom Schwarzenberg beim Starkbierfest der CSU-Ortsverbände Mehring, Emmerting und Burghausen

Hohenwart. Vor dem Leviten lesen und Derblecken der lokalen Politprominenz durch „Bruder Barnabas“ Anton Maier stand beim Starkbierfest der CSU-Ortsverbände Emmerting, Mehring und Burghausen am Samstagabend im Gasthof Schwarz in Hohenwart die politische Information durch Landrat Erwin Schneider zur Flüchtlingssituation speziell im Landkreis Altötting. Er wollte dabei mit schwerer politischer Kost nicht als „Spaßbremse“ verstanden werden und erinnerte deshalb an die Ursprünge dieser Veranstaltung, die als reine politische Kundgebung zu seiner ersten Wahl als Landrat aus der Taufe gehoben worden war.

Durch den unterhaltsamen, wie kurzweiligen Abend im bis auf den letzten Platz voll besetzten Saal des Gasthofs Schwarz führten die CSU-Ortsvorsitzenden aus Burghausen, Mehring und Emmerting Bernhard Harrer, Christian Estermaier und Gisela Kriegl. Für den musikalischen Rahmen des Abends sorgte die Musikformation „Pumperlgsund“ der Musikkapelle Emmerting.

Erwin Schneider nahm zu den Themen Asyl, Migration und Zuwanderung nach Europa Stellung. Gut gefahren sei der Landkreis mit der dezentralen Unterbringung der Asylsuchenden. Hierzu wurden im Landkreis Altötting 170 Wohnungen und Häuser angemietet. Nur Burghausen habe sich für eine Sammelunterkunft entschieden. In der Spitze wohnten im Landkreis 1700 Asylbewerber, aktuell sind es etwa 800. Die Erstaufnahmeeinrichtung in Neuötting wird aufgelassen. „Wir haben die Situation ganz gut im Griff, aber von einzelnen Personen werden wir an der Nase herumgeführt. Unser Rechtssystem lässt das leider zu“, so der Landrat. Als Beispiel nannte er zwei Fälle, so einen aus Nigeria stammenden dort straffällig gewordenen Asylbewerber und einen Nordafrikaner, der kein Wort spreche, um seine Herkunft nicht preiszugeben. Schneider weiter: „Die Zahlen über die Neuzugänge in Oberbayern belegen, dass wir es nicht mehr mit einer Kriegsflüchlings-Situation zu tun haben, sondern mit dem Beginn einer Völkerwanderung, denn aktuell kommen 80 Prozent der Neuankömmlinge aus Afrika, 49 Prozent aus Nigeria und das ist erst der Anfang“, so Schneider.

Nach diesen ernsten Worten waren dann die vier „Sauriaßlweiber“ Manuela Huber, Petra Eberle, Elke Gruber und Monika Schreiner am Zuge, die für Stimmung sorgten und auch mit weiblichen Reizen nicht geizten. Sie sangen vom Kuckuck mit der Hasenscharte und vom Postfrosch, erzählten aus ihrem Leben, und ließen die Veranstalter unmissverständlich wissen dass sie auch „an Durst“ haben. Zum krönenden Abschluss gab es einen Kanon zum Mitsingen. Die Zuschauer waren begeistert und verabschiedeten die vier „schrillen“ Frauen mit viel Applaus.

Nun war Anton Maier als „Bruder Barnabas“, die „moralische Instanz vom Schwarzenberg zu Hohenwart“, mit seinem Monolog an der Reihe. Da zuvor die Lautsprecheranlage beim Auftritt der Sauriaßlweiba nicht optimal funktioniert hatte, machte er gleich „Mehringer“ Technikdefizite dafür verantwortlich.

Im weiteren Verlauf seiner „Predigt“ nahm er die Nachfolgersuche für die Bürgermeisterämter in Mehring und Burghausen bei den nächsten Wahlen aufs Korn. Der Burghauser CSU riet er dabei, mehr von der Spitze in die Breite zu gehen, was das auch immer heißen mag. Der SPD bescheinigte er das Talent „mit dem Geld nur so um sich zu werfen“ und in der Burghauser CSU machte er in einem Trinkspruch eine aussichtslose Situation aus. Auch über die politische Zukunft von MdL Ingrid Heckner machte sich Bruder Barnabas Sorgen. „Was macht die denn, wenn ihr Friseur in Rente geht?“, fragte er in die Runde.

Dann kam Bruder Barnabas auf Doppelnamen zu sprechen, die Gott sei Dank ja im Abklingen sind, aber im Bairischen sowieso anders geartet sind. So wie hier ein Schleicher etwa Kriechen-Bauer genannt wird, oder einer der wenig von der Landwirtschaft versteht Weng-Bauer. Den Frauen stehen heute alle Türen offen, stellte Bruder Barnabas weiter fest, denn es heiße nicht mehr Kinder, Küche, Kirche sondern „YTT“ Yoga, Tupper, Thermomix. Nur bei der Emmertinger CSU sind die drei K’s noch fest verankert, nämlich Kriegl, Kriegl, Kriegl. Die Gisela muss im Landkreis unbedingt mehr Verantwortung übernehmen, so Bruder Barnabas. Ob die Gertraud Ertl weiter ohne Politik leben kann, ließ der Fastenprediger dahingestellt. Vielleicht nutzt sie ja den neu angetretenen Posten als Schatzmeisterin der Mehringer Feuerwehr als Sprungbrett für ein politisches Comeback in ihrer Heimatgemeinde. Auch ihrem Amtsvorgänger Robert Buchner würden ja Ambitionen nachgesagt, nach Höherem zu streben.

Ferner hat Bruder Barnabas Sparfüchse unter den Kirchgängern aus Mehring und Emmerting ausgemacht, die immer den Gottesdienst in der Nachbarpfarrei besuchen und wenn dann für die eigene Pfarrei gesammelt wird, brauchen sie ja nichts zu spenden.

Schwierig sei es schon, aus den Mehringern etwas herauszukitzeln. „Über die Burghauser und die Emmertinger haben sie immer was parat“, aber in Mehring, da gibt es nichts zu berichten. Aber Mehring habe heuer doch einen Skandal. Da könnte man den Mehringern doch die Emmertinger Theaterkulisse überlassen, da könnten sie dann im Anschluss die tragische „Hörndlkomödie“ aufführen.

Burghauser Großstadt-Flair machte Bruder Barnabas an der Feinstaubbelastung aus, da übertraf man sogar in diesem Winter die Landeshauptstadt und da passt ein Einkaufszentrum ja gut mitten in die Stadt. Da gelte es schnell zu sein, denn wenn einmal die Umgehungsstraße gebaut werden sollte könnten sich solche Zentren ja dort ansiedeln und Burghausen würde zur Donut-City, innen ein Loch und außen herum das Fett. Ja Burghausen liebt das Extreme, so die Extrem-Eisschwimmer und die extremen Fußballfans. Wenn das extrem so weitergeht spielen die Wacker Fußballer bald gegen Emmerting und Mehring, so Bruder Barnabas warnend.

Emmerting beschäftigen vielmehr der Bluthänfling und die Zauneidechse. Denn beim Bau eines innerörtlichen Verbrauchermarktes ist die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt zur Hochform aufgelaufen und fordert hier ein Rückzugsgebiet für diese seltenen Tiere. Anderswo werden ohne viel Aufhebens 15 Hektar Bannwald gerodet. Aber der Bluthänfling könnte den Mehringern helfen, wenn man ihn entlang der geplanten Umgehungsstraßentrasse ansiedeln würde. Im Übrigen machte Bruder Barnabas die Untere Naturschutzbehörde als Verhinderungsbehörde aus, die bei Bürgermeistern und Mittelständlern Schweiß und Juckreiz erzeugt. Die Kürzel für LRA stünden hier für „Leider ruht alles“, so der Fastenprediger. Ein lang anhaltender tosender Applaus nach der einstündigen, fulminant vorgetragenen „Predigt“ zeugte von der Kunst des Akteurs Anton Maier, treffende Pointen zu finden. mf

- Burghauser Anzeiger